Captian future

 

 

Rieckhof geht noch zweimal weg

Zwei Ansichten eines gewesenen Bürgermeisters

"Der Bürgermeister in Rosa?" Zweifelnd blickt eine Besucherin auf das Porträt von Andreas Rieckhof, das die Malerin Anja Seelke im Stader Rathaus zeigt. Freundlich, kerzengerade, fast etwas ungelenk sitzt er an einer Andeutung von Schreibtisch, die Hand ruht auf einer Maus. Und, ja: ganz in Rosa. Von dem fahlgrünen, undurchdringlich scheinenden Hintergrund, an dem das Auge abgleitet, hebt er sich nur schemenhaft-flächig ab. Dabei wirkt Rieckhof frappierend echt; porträtiert nach einer Fotografie von Wolfgang Stephan, Chefredakteur des Stader Tageblatts.

 

2006 wurde Andreas Rieckhof als erster Bürgermeister der Stadt Stade direkt gewählt, ein hauptamtlicher Hoffnungsträger: dynamisch und mit jungenhaftem Charme, sozial und pragmatisch. Mit seinem Namen verbanden sich Großprojekte – Kraftwerke, CFK-Valley, Hafenausbau. "Captain Future" hat Anja Seelke das Bild genannt. Doch 2011 ging der Kapitän von Bord; Stade war nur Durchgangsstation. Mit dem Wahlsieg von Olaf Scholz wechselte Rieckhof in die Wirtschaftsbehörde nach Hamburg. Seine Projekte sind grösser geworden. In Stade blieb manches Zukunftsmusik.

 

In der Reihe der Charakterköpfe von Stader Bürgermeistern fällt dieser auf. Fast durchscheinend wirken die Pastellfarben des Porträts, Plastizität wird aufgelöst in eine Transparenz, die Rätsel aufgibt. Wer verbirgt sich hinter dem Lächeln, der freundlichen Unverbindlichkeit? Und ist es wichtig, das zu wissen? Ein politisches Profil ist ihm nicht ins Gesicht geschrieben. Eine andere Frage tritt in den Vordergrund: Was bedeutet die Person, und was bedeuten Strukturen?

 

 

Ein Bürgermeister in Lila! – Anja Seelke hat Rieckhof ein zweites Mal gemalt, zum Verwechseln ähnlich: der gleiche Gesichtsausdruck, die gleiche Körpersprache, Seriosität in Serie, und doch ist der Eindruck ein anderer. Symbolische Würde strahlt das satte Lila auf den Bürgermeister aus, auf die ganze Bildfläche; die Person ist verwoben in der dichten Draperie aus Farbe. Und richtig heißt dieses Bild: "Das Amt".

Beide Bilder waren schnell verkauft. "Das Amt" geht nun in Privatbesitz über, das rosa Porträt erwarb die Stadt Stade, um es in Zukunft in ihre Galerie von Bürgermeistern einzureihen. Der gesamte vierstellige Erlös geht an die Hilfsorganisation "Cap Anamur". Dem Gllücklichen läuft der Erfolg hinterher. "Captain Future" ist längst gegangen, und er geht noch immer.